· 

Meine Wende – Anlässlich des 4./5. Mai 2018

Hallo zusammen,

 

heute vor zwei Jahren fuhr ich vormittags von Grimma aus mit dem Auto nach Leipzig. Vom dortigen Hauptbahnhof fuhr ich mit dem ICE nach Berlin. Als Assistent hatte ich mich diesmal für den in Berlin wohnenden S. G. entschieden.

Ab diesem Zeitpunkt schreibe ich diesen Text teilweise nur von Erzählungen meiner Assistenten auf. Was ich noch weiß, ist die Tatsache, dass wir uns auf dem Weg zum Hotel erst ein bisschen verlaufen hatten. Aber schließlich kamen wir an und checkten ein. Da ich starken Husten hatte, bestellte ich an der Rezeption einen Arzt, der dann nach etwa einer Stunde kam. Ich sagte, dass ich gern etwas gegen den starken Husten haben möchte. Nach einigen Diskussionen bekam ich das Medikament. Ich glaube, ab diesem Zeitpunkt weiß ich nichts mehr, ……

Die Nacht vom 4. zum 5. Mai 2018 muss wohl nicht nur für mich sehr schlimm gewesen sein.

Eigentlich wollte ich ja an diesem 5. Mai 2018 wieder zum Protestzug anlässlich des Europäischen Protestzuges zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen.  Mein Assistent schaffte mich allerdings ins Krankenhaus. Ich bin inzwischen der Überzeugung, dass er mir zu diesem Zeitpunkt das Leben gerettet hat. Die Ärzte versetzten mich in ein künstliches Koma und setzten mir eine Trachealkanüle ein.

Etwa 2 – 3 Wochen später erwachte ich aus dem Koma. Mein Vater saß neben meinem Bett und frug mich, was wir denn mit meinem Geburtstag machen. Zur Erklärung: ich wollte Ende Juni meinen 50. Geburtstag feiern. Ich wollte reden, aber es ging nicht. Die Kanüle war geblockt. Also versuchten wir mit Buchstabentafeln zu kommunizieren. Als das geklärt war, wollte mein Vater mich in die Nähe seines zuhauses zu holen. Ich wurde Ende Mai nach Kreischa verlegt. Dort wurde ich bis Anfang Oktober wieder aufgepeppelt, so dass ich wieder in mein selbstbestimmtes Leben nach Grimma entlassen werden konnte.

Heute, knapp 1 ½  Jahre nach meiner Rückkehr in die heimischen Gefilde, und das mitten in der  Corona-Krise, kann ich nur sagen:

 

                                   „ICH LEBE!!!“

 

Ich musste viel Arbeit abgeben. So habe ich den Vorsitz des regionalen Assistenzverein niedergelegt und bin aus dem  Verein ausgetreten. Ich Dezember 2019 verlor ich zudem überraschenderweise die Wiederwahl zum Behindertenbeauftragten des Landkreises Leipzig.

Nun engagiere ich mich für die Behindertenbewegung rund um den Verein NITSA e.V. und den da entstehenden Netzwerken (wie zum Beispiel Abilitywatch). Und solche Dinge wie Konzepte zur Peer-Beratung oder Videokonferenzen macht Spaß. 

Dabei findet man auch neue Freunde und engagierte Mitstreiter*innen.

Aber hier stellt sich für mich die Frage: „Benötigen wir eine „Behindertenbewegung 3.0“?

Dazu aber hier beim nächsten Mal mehr,……