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Wie 6 Tage ein (Assistenz)-Leben verändern könn(t)en!

Heute muss es einfach erzählt werden. Ihr fragt Euch was? Hier meine neue (Assistenz)-Geschichte:

 

Freitagabend:

Assistent meldet sich krank. Hintergrund der nun folgenden Assistenzschwierigkeiten ist die Tatsache, dass ein anderer Assistent am Montag darauf definitiv in den Jahresurlaub geht. Damit sind in meinem Team nur  noch 1 Vollzeitassistent und ein Student, der teilweise am  Wochenende aushilft. Also muss bis Montag ein/e neue/r Assistent*in her. Nicht nur das, sondern muss eingearbeitet werden usw.

Am Abend schalte ich noch Anzeigen bei  Ebay-Kleinanzeigen und bei Facebook.

Ich schreibe noch meinem studentischen Assistenten. Er hört sich um. Außerdem bespreche ich mit ihm den Samstag, denn er kommt Samstag zum Dienst.

 

Samstag, 9 Uhr:

Dienstwechsel. Assistent L. kommt pünktlich. Als erstes besprechen wir die Lage. Er hat mir gesagt, dass er einen seiner Netzwerker informiert hat. Und dieser hatte bereits eine positive Reaktion. Eine potenzielle Assistentin will sich heute noch melden.

Dennoch entscheide ich mich, meinen  Plan, einen Ausflug zu machen, durchzuführen. Wir fahren ins Leipziger Neuseenland. Erst an den Cospudener See, dann an den Markkleeberger  See. Dort entscheiden wir uns kurzfristig, eine einstündige Rundfahrt zu machen. Noch immer hat sich die potenzielle Assistentin nicht gemeldet. Langsam werde ich unruhig. Zudem kommen über die Bordlautsprecher auch Reiseinfodurchsagen. Auf einmal klingelt das Handy von L. Es ist die potentielle Assistentin. Gerade jetzt kommt wieder so eine Durchsage, für die ich eigentlich gar keine Nerven habe. L. schaltet auf seinem Handy die Lautsprecherfunktion an. Endlich hört  diese Durchsage auf. Erste Sätze mit T., was soll ich sagen? Ich habe zum ersten Mal nach zahlreichen Assistenzbewerbungen in den letzten vielen Jahren das Gefühl bereits am Telefon: das passt! Aber woher kommt dieses Gefühl? Ist es der Druck, dass ich jemanden bis zum nächsten Tag finden muss? Vielleicht! Wir verabreden uns zum persönlichen Vorstellungsgespräch und der notwendigen Einarbeitung für Sonntag 13.30 Uhr bei mir. Am Abend schaue ich mir die anderen Anschreiben auf meine Anzeige an. Unter anderem noch eine T. Dazu aber später mehr.

 

 

Sonntag, 13.30 Uhr.

Es klingelt. Erster Blickkontakt mit T. Sie lächelt. Mir ist sofort klar: das passt wirklich! Wir, das heißt mein anderer Assistent. und ich erklären ihr den groben Tagesablauf. Wir zeigen Ihr das Absaugen des Tracheostomas. Sie probiert es gleich mal aus. Auch das passt! UND NUN GEBE ICH IHR DIE ZUSAGE! Ich vervollständige den vorbereiteten Arbeitsvertrag. T. füllt den Personalbogen aus. Ich merke aber: Sie will mir noch etwas sagen. Aber was? Nun setzt sie an: „Zur Ehrlichkeit muss man sagen, dass ich auf alle Fälle nur überganzweise, vielleicht 2-3 Monate, hier arbeiten möchte und dann wieder ins Ausland möchte.“ Puuuh, der Schock sitzt! Wir drei diskutieren kurz drüber, aber für einige Wochen bzw. Monate habe ich erstmal jemanden gefunden. Und jemanden richtig gutes. 

Wir verständigten uns noch darauf, dass T. am nächsten Tag ausnahmsweise 6:30 Uhr zum Anlernen da sein soll.

 

Montag, 6:40 Uhr.

T. ist noch nicht da. J. und ich machen uns schon Sorgen. Endlich, es klingelt. T. ist da. Die ersten Handlungen versteht sie gut und arbeitet sehr gut mit. 

 

Montag, 9.00 Uhr.

Offizielle Dienstwechselzeit. J. ist weg in seinen wohlverdienten Urlaub. Zuerst bespreche ich mit T. den Tagesablauf. Vormittags werden wir den Schreibkram machen und am Nachmittag werde ich ihr die Grimmaer Umgebung zeigen. Am Abend wollen wir noch eine Kleinigkeit essen gehen.

Alle Tätigkeiten versteht sie schnell und sieht schnell Aufgaben und Handlungen, die notwendig sind. 

 

Montag, gegen 17:30 Uhr.

Wir machen uns auf den Weg zu einem gemütlichen Abend. So dachten wir. Gegen 18:30 Uhr klingelt mein Handy. Eine mir unbekannte Handynummer. Automatische Rufannahme. „Hallo, hier ist (die andere) T. Ich steh vor Deiner Tür.“ Oh oh, den zweiten Vorstellungstermin total vergessen. Ich entschuldige mich 1000x und teile ihr mit, dass ich die Stelle bereits besetzt habe. Aber ich werde mich dennoch nochmal bei ihr melden. 

 

Dienstag

Nur kurz geschildert. „Normaler“ Tagesablauf. Vormittags mache ich meinen Schreibkram. T. sucht sich Ihre Aufgaben. Wenn sie etwas nicht weiß, fragt sie nach. Und wieder passt es! Sie weiß wirklich, was persönliche Assistenz bedeutet. 

Am Nachmittag machen wir noch einen schönen Ausflug. 

 

Mittwoch. Früh läuft alles normal. Gegen 9:30 klingelt es. Es ist meine Physiotherapeutin. Oh oh, den zweiten Termin vergessen. An was liegt das? Aber er steht auch nicht im Kalender. Naja, auch T. sieht es locker.

Am Mittwochnachmittag machen wir noch einen kleinen Spaziergang.

 

Bei allen Unternehmungen und auch fast zu allen Zeiten, wo eine Möglichkeit besteht, führen wir intensive Gespräche. Über alle möglichen Dinge. Hier merke zu mindestens ich, dass es mir seit langem mal wieder richtig gut geht und ich mitdiskutieren MÖCHTE.

UND DIES TUT SOOOO GUT!

 

Donnerstag. Früh ist alles gut. 

Auch die Nächte wurden von Tag zu Tag besser. Ich habe immer besser geschlafen. Wahrscheinlich war die Lagerung jeden Tag einfach besser.

9:00 Uhr Dienstwechsel

 

Eine Woche später.

T. hat Dienst. Nächster Schock. Sie sagt mir, dass sie doch schon im Juli irgendwann aufhören möchte. Ich hatte gedacht, dass sie wenigstens bis Ende August bleibt. Jetzt geht das stressige Suchen nach einer/m Assistent*in wieder von vorne los.

 

Zusammenfassend kann ich nochmal feststellen, dass ich mich das erste Mal seit langem wirklich richtig gut fühle. Aber ich weiß auch, dass ich meine Assistenz teilweise auf andere Füße stellen muss. Aber leider muss und werde ich mich jetzt wieder auf die Suche nach einer/m neuer/m Assistent*in machen (müssen). Aber T. hat mir zugesagt, dass sie mir dabei hilft! Schon wieder passt es